LB-Hunziker

Der Bund, 3.2.21

«Wir sollten nicht unterirdisch verlängern»
Bahnhof Bern Abstimmung zum neuen Ausgang, diverse Artikel im «Bund»

Bitte nicht unbelehrbar sein!
Mit der geplanten unterirdischen Führung der Fussgängerinnen und Fussgänger bis zum Hirschengraben wird das grösste architektonische Defizit unseres Bahnhofs verstärkt. In der Perronhalle spürt man die gigantische Gebäudemasse über dem Gleisdeckel und den «Seitendruck» durch die massiven Abstützungen gegen die Länggasse. Die dünnen Vollstahlsäulen vermögen die wahre Gebäudetektonik, die als bedrohlich wahrgenommen wird, nicht zu vertuschen. Der zweitgrösste Bahnhof der Schweiz hat trotz ausgeklügeltem Beleuchtungskonzept die bedrückendste Perronhalle der Schweiz. In der dunklen Halle suchen Anreisende instinktiv den Stadtzugang beim Licht. Dem Licht folgend, wird man im Westen wenigsten zur Welle geleitet, leider aber nur zu einem Nebenausgang.
Bern war mit dem Standortentscheid im 19. Jahrhundert zu einem ingenieurmässigen Kraftakt gezwungen. Die Altstadtnähe – eines der
Hauptargumente für den Standortentscheid – hat paradoxerweise den Zugang zum Stadtraum erschwert. Man muss weite Strecken unten durch.
Heute müssen wir mit dem Bahnhofkoloss leben. Aber wir wären unbelehrbar, wenn wir mit der geplanten Passage den unterirdischen Bahnhof weiter in die Stadt verlängern würden, statt den oberirdischen Raum so weit wie möglich an die Perrons heranzuführen.
Walter Hunziker, Bern